Heilmethoden

Akupunktur

Zur Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) gehören im Humanbereich:

  • die Akupunktur (mit Nadeln oder auch dem Laser) incl. der Moxibation
  • chinesische Kräutertherapie
  • die Diätetik
    Im Rahmen der TCM werden einzelnen Nahrungsmitteln ganz bestimmte Wirkungen (eben auch gesundheitliche Wirkungen) zugeordnet
  • die Bewegungslehre
    Qi gong oder auch Tai Chi gehören im Rahmen der TCM zum Gesundheitsprogramm.
    Wie man schon aus der Aufzählung ersieht, ist Gesundheit bei der Traditionellen Chinesischen Medizin kein Einzelaspekt, die im Rahmen eines Arztbesuches abgeklärt wird. Gesundheit ist ein kompletter Begriff, der sich aufgrund einer umfassenden Betrachtung, der gesamten Lebensumstände ergibt.

Früher wurde in China ein Arzt solange bezahlt, wie sein Patient gesund blieb. Wurde der Patient krank, erhielt der Arzt kein Honorar. Damit wird auch klar, warum TCM keine „abgehobene“ Sprache verwendet, sondern Begriffe aus der Natur. Gesundheit als auch Gesundheitsstörungen werden mit natürlichen Vorkommnissen aus der natürlichen Umwelt umschrieben und verglichen.
Damit konnte der Arzt, seinen „Human“Patienten erklären, wie sie Ihre Gesundheit beibehalten können, bzw. ihre Probleme mindern können.

TCM beim Pferd

Beim Pferd kommt die Akupunktur auch in Kombination mit Moxibation zur Anwendung.
Für die Kräuteranwendung ist das Pferd ebenfalls prädestiniert. Bei der Bewegungslehre ist Phantasie gefragt: aber in gewisser Weise können wir auch dort Parallelen erkennen.

Akupunktur beim Pferd

Was bewirken nun diese Nadeln, die ins Pferd gestochen werden?
Häufig bestehen auf Seiten des Besitzers Berührungsängste gegenüber der Akupunktur. Schließlich hat der ein oder andere Pferdebesitzer häufiger die Abwehrreaktion seines Pferdes erlebt, wenn der Tierarzt z.B. geimpft hat. Und nun sollen sogar mehrere Nadeln an unterschiedlichen Stellen ins Pferd gestochen werden?

Lassen Sie sich von Ihrem Pferd überzeugen: Pferde genießen in der Regel eine Akupunkturbehandlung!

Um ein wenig „hinter die Kulissen der TCM zu schauen“ ein kleiner Ausflug in die Begrifflichkeiten:

TCM-Sicht / Sprachgebrauch / Bezeichnungen

Aus unserer westlichen Weltanschauung ist es eher etwas schwieriger die TCM-Sicht zu „verstehen“. Wir fragen immer wieder nach kausalen Zusammenhängen – nach dem „Warum?“
Kommt dann der „TCM-Sprachgebrauch“ daher, wirkt es leicht abgehoben oder esoterisch und vielleicht sogar in unserer so komplizierten Welt manchmal sogar „zu einfach“.

Wir bezeichnen uns hier im westlichen Raum als „gesund“, wenn Laborwerte im Normalbereich liegen: etwas überspitzt ausgedrückt: wenn die Gerätemedizin nichts findet!
Aus der TCM-Sicht wird Gesundheit als Harmonie, als gleichmässiger Fluss aller Lebens“energie“ bezeichnet. Funktionieren alle Ebenen im Körper, ist ein Lebewesen gesund.

Hierzu gehören alle Aspekte des Lebens. Egal ob wir nun körperliche Symptome oder psychische Aspekte bewerten. Was dabei ganz interessant ist: Bereits kleine Abweichungen vom „Bekannten“ werden bereits als Symptome einer Disharmonie beachtet und es wird „vorbeugend“ eingegriffen, um das komplexe Zusammenspiel in einem Organismus bereits wieder ins Gleichgewicht zu bringen, bevor es ernstlich erkrankt.

So ist Akupunktur eigentlich eine Vorbeugemaßnahme. Bevor die Krankheit sich wirklich festsetzt, werden kleine Störungen bereits behoben. Je eher sie eingesetzt wird, desto größer die Chancen einer wirklichen Heilung.

Wie jede andere Heilmethode auch, kann die TCM nur regenerierbares Gewebe wieder heilen. Der Körper muss noch in der Lage sein, diese Störungen wieder zu „beheben“. Zerstörte Strukturen kann keine Heilmethode wieder „auferstehen“ lassen. Dennoch kann die Akupunktur auch bei den sog. unheilbaren Krankheiten Erleichterung schaffen, indem der übrige Körper gestärkt wird, und somit dann „besser“ mit dem Krankheitsgeschehen zurecht kommt. Bsp.: Lungenemphysem (chronisch: mit geschädigten Lungenbläschen (Alveolen) Hier ist eine nicht mehr regenerierbare Störung eingetreten. Im Einzelfall kann geklärt werden, ob einem erkrankten Pferd Erleichterung mit Hilfe von Akupunktur verschafft werden kann.

Fünf Substanzen des Lebens

Aus der TCM-Sicht gibt es fünf Substanzen des Lebens:

  • Jing
  • Xue
  • Yin Ye
  • Qi
  • Shen

Die Funktionen dieser Substanzen – aber noch viel mehr – das Zusammenspiel dieser Substanzen – ist ganz entscheidend für das Leben eines Organismus. Die Frage lautet natürlich sofort: Was bedeuten diese Begriffe und kann ich das alles sehen oder sogar messen? Hier wird bereits das große Problem sichtbar. Es gibt viele verschiedene Übersetzungsversuche. Aber unsere Sprache enthält eigentlich keine Begriffe, die diese fünf Substanzen wirklich erläutern.

Die häufigsten / üblichsten Übersetzungsversuche:

Jing wird als Essenz beschrieben. Die Essenz ist die Grundlage allen Lebens – wobei es hier einen vorgeburtlichen Anteil (sog. ererbte Konstitution) als auch einen nachgeburtlichen Anteil gibt. Jing ist die Substanz, die es einem Organismus erlaubt, alle Entwicklungsstufen von der Befruchtung bis zum Tod zu durchlaufen.
Xue wird als Blut übersetzt, wobei das (TCM-)Blut weit über unseren Begriff „Blut“ ( = rote Flüssigkeit, die in unseren Blutbahnen läuft) hinausgeht. Spricht ein TCM-Therapeut von Blut, meint er also was ganz anderes als der westliche Patient, der daran denkt, wie man ihm Blut für eine Blutuntersuchung abgenommen hat.
Jin Ye sind Körpersäfte. Wobei hier wirklich alle Säfte gemeint sind. Die Säfte unterteilen sich in trübe und reine Anteile.
Qi wird häufig mit Energie umschrieben. Obwohl wir eigentlich kein Gerät haben, mit dem wir Qi messen können, hat sich dennoch aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen herausgestellt, das die Hautspannung an den sogenannten Akupunktur-Punkten sich von der Umgebung unterscheidet. Also – auch im westlichen Sinne, lässt sich da irgendwas nachweisen 🙂
Shen wird als Geist versucht zu übersetzen. Hier spielt dann Psyche im Körper eine große Rolle. Der Bereich, der bei uns zunächst vom eigentlichen Krankheitsgeschehen etwas abgespalten wurde, hat doch auch bei uns nun immer mehr Beachtung gefunden. Auch psychische Probleme können krank machen.  Also gerade bei unseren Pferden, spielen Haltungsbedingungen auch bei der Gesundheitsvorsorge eine große Bedeutung.
Meridiane
Von diesen für uns auf den ersten Blick nicht wirklich greifbaren Substanzen, kommen wir zu einem weiteren Begriff der TCM: Meridian-Gefäße / Umläufe (Jing Luo)

Das Qi verteilt sich im Laufe eines Tages einmal durch den gesamten Organismus, indem es sich durch die einzelnen Meridiane bewegt. Diese Meridiane haben wiederum bestimmte Bezeichnungen.

Unter der Berücksichtigung von der Elementenlehre sprechen wir von folgenden Funktionskreisläufen:

  • zur Wandlungsphase Holz gehören der Gan-Leber-Meridian der Dan-Gallenblasen-Meridian  (hier schreien dann schon die Kritiker auf: Das Pferd hat bekanntlich keine Gallenblase – also was erzählt der TCM-Therapeut da für einen Blödsinn! Vielleicht wäre es einfacher, wenn die Meridiane keine „deutschen“ oder „lateinischen“ Namen hätten, die mit unseren Organen übereinstimmen. Hätten sie „nur“ chinesische Namen (wie oben die 5 Lebenssubstanzen) käme es vielleicht nicht mehr zu so vielen Missverständnissen?)
    Das Pferd hat selbstverständlich kein Gallenblasen-Organ. Was die TCM mit der Bezeichnung von „Organen“ meint, ist eine Funktion oder Aufgabe. Wir haben sobald wir von einem Organ hören, immer das Bild vor Augen, dass tatsächlich nur das eigentliche Organ an sich gemeint ist. Die Missverständnisse sind also „vorprogrammiert“.
  • zur Wandlungsphase Feuer gehören der Xin-Herz-Meridian der Xiao Chang-Dünndarm-Meridian der San Jiao-Dreier-Erwärmer-Meridian der Xin Bao-Perikard-Meridian
  • zur Wandlungsphase Erde gehören der Pi-Milz/Pankreas-Meridian der Wei-Magen-Meridian  Hier zeigt sich ebenfalls ganz deutlich der Unterschied zwischen dem westlichen Organ der Milz und dem Funktionskreis Pi aus TCM-Sicht. Chinesisch werden der „Milz“ – sprich Pi – Aufgaben der Verdauung zugesprochen, die wir aus westlicher Sicht vielleicht noch in der Leber aber auf keinen Fall in der Milz sehen.
  • zur Wandlungsphase Metall gehören der Fei-Lungen-Meridian der Da Chang-Dickdarm-Meridian
    zur Wandlungsphase Wasser gehören der Shen-Nieren-Meridian der Pang Guang-Blasen-Meridian
Zang Fu: Organsysteme der TCM

Zang Organe haben eher Yin-Charakter, sind solide und liegen eher „innen“. Zang Organe sind zuständig für Bildung, Umwandlung, Speicherung, Freisetzung und Regulation der reinen Substanzen ( wie Qi, Jing, Xue, Jin Ye und Shen)
Zang Organe sind: Shen (Niere), Pi (Milz), Gan (Leber), Xin (Herz), Fei (Lunge) Xin Bao (Perikard)

Fu sind eher Yang, hohl und liegen „aussen“. Fu Organe sind verantwortlich für die Aufnahme und Speicherung von Speisen und Getränken, für die Weiterleitung und Absorption der Umwandlungsprodukte und für die Ausscheidung der Abfallprodukte.
Fu Organe sind: Pang Guang (Blase), Wei (Magen), Dan (Gallenblase), Xiao Chang (Dünndarm), Da Chang (Dickdarm), San Jiao (Dreifacher Erwärmer)

Ausserordentliche oder Wunder-Meridiane

Neben den oben genannten Meridianen gibt es noch unpaarige Meridiane. Sie bilden ein „eigenes“ System.

  • Ren Mai und Yin Qiao Mai
  • Du Mai und Yang Qiao Mai
  • Dai Mai und Yang Wei Mai
  • Chong Mai und Yin Wei Mai

Diagnose und Therapie: TCM beim Pferd

Ein TCM-Therapeut kommt mit einem grossem Wissen an TCM-Grundlagen zu ihrem Pferd. Zunächst wird er eine Menge Fragen stellen, die sich vielleicht auf den ersten Blick gar nicht mit dem aktuellen Problem des Pferdes beschäftigen. Da die TCM-Diagnose aber eine ganzheitliche Diagnose darstellt, sind alle Aspekte des Pferdes von Bedeutung.

Spezielle Punkte am Körper des Pferdes können zur Diagnose herangezogen werden. So wird also der Therapeut neben der Befragung des Besitzers auch eine Menge vom Tier selber „erfahren“. Wärmeverteilungen in bestimmten Körperregionen, Schmerzunempfindlichkeit oder eben Schmerzempfindlichkeiten an bestimmten Punkten haben eine Bedeutung, am Kronsaum befinden sich darüber hinaus auch noch etliche Punkte, die dem Therapeuten beim Abtasten Informationen geben…. usw. usw. usw.

Aus der Gesamtheit der unterschiedlichen Informationen erstellt der Therapeut dann eine Chinesische Diagnose, die z.B. in unseren Ohren recht merkwürdig anmuten kann:

z.B. – Störungen der Mitte aufgrund von Blockaden im Herz-Qi-Fluss – Unfähigkeit der Shen/Niere das Qi zu empfangen – Yang-Fülle durch äußeren pathogenen Wind – usw.
Eine solche Chinesische Diagnose ist sehr wichtig für den Therapeuten. Aufgrund dieser Chinesischen Diagnose kann eine Therapie nach TCM-Grundlagen erfolgen. Akupunktur-Punkte, über die der Therapeut von „außen“ auf das innere Geschehen einen Einfluss ausüben kann, haben genau beschriebene „TCM-„Funktionen.

Es gibt Punkte mit unterschiedlichen Wirkungen: z.B. Punkte, die „Wind ausleiten“, die das „Nieren/Shen-Yang“ stärken, die „Qi- und Blut-Zirkulation fördern“, die „Meridian und Netzgefäße“ durchgängig machen.

Damit der Therapeut also die passenden Akupunktur-Punkte finden kann, wird diese Chinesische Diagnose gebraucht. Ohne eine chinesische Diagnose – rein aufgrund der westlichen Diagnose – können „nur“ Standard-Akupunktur-Konzepte gestochen werden. Damit wird dann nicht mehr die Idee des ganzheitlichen Konzepts verfolgt. Eine eigentliche TCM-Behandlung findet dann im Grunde nicht statt.

Tiefe Wirkungen erzielt die Akupunktur, wenn sie in ihrem eigenen Kontext im Rahmen der TCM angewendet wird. Obwohl es spannend ist, dass auch „Therapie-Konzepte“ aufgrund von westlichen Krankheitsbezeichnungen ebenfalls (kurzfristig) eine Änderung im Organismus hervorrufen. Damit hat die Akupunktur selber bewiesen, dass sie wirkt 🙂

Wichtig bei der Tier-Pferde-Akupunktur

Grundsätzlich soll die Akupunktur-Sitzung für das Pferd angenehm gestaltet werden. Der Patient soll „mitmachen“ – und soll sich im optimalen Fall bei der Akupunktur entspannen. Viele Pferde dösen sobald die Nadeln sitzen. Aktive Akupunktur-Punkte können auch mal schmerzhaft beim Stechen sein. Im Gegensatz zur Humanakupunktur kann dem Patienten nicht erklärt werden, dass es vielleicht am Anfang ein wenig weh´tut – es aber danach besser wird.

Also ist der Tier-Therapeut darauf bedacht, möglichst ein Konzept auszuarbeiten, z.B. über Fernpunkte zunächst die betroffene Stellen zu beruhigen, bevor die Lokalpunkte gestochen werden. Zu erwartende schmerzhafte Punkte, können auch erst bei einer Folgesitzung gestochen werden, damit das Pferd zunächst die positive Wirkung erfährt und beim zweiten Besuch nicht mehr so „skeptisch“ ist.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Therapeut vorgehen kann. Sollte sich Ihr Pferd zu stark wehren, sollten Sie skeptisch werden und zumindest nachfragen.